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Nutzen von Omega 3 widerlegt: Jetzt äußert sich Dr. Schmiedel zur VITAL Studie

Nutzen von Omega 3 widerlegt, Vital, Studie

Geschrieben von:

Julia Bonengel

Medizinisch überprüft von:

Dr. Barbara Müller

Inhaltsüberblick

Zuletzt aktualisiert am 28. November 2022 um 14:59

Die Vital Studie – Omega 3 zeigt keine Wirkung?

An der VITAL Studie nahmen mehr als 25.000 Menschen teil, die in vier Gruppen aufgeteilt wurden. Die erste Gruppe erhielt 2000 IE Vitamin D, die zweite Gruppe 1 g Omega-3-Fettsäuren, die dritte Gruppe beide Nährstoffe und die vierte Gruppe Placebos zur täglichen Einnahme. Die teilnehmenden Männer waren älter als 50, die teilnehmenden Frauen älter als 55 Jahre. Alle Studienteilnehmer wurden über fünf Jahre beobachtet.

Im Bezug auf Krebs konnte kein Unterschied zwischen der Omega-3-Gruppe und der Placebo-Gruppe gefunden werden.

In der Omega-3-Gruppe gab es 8 % weniger große kardiovaskuläre Ereignisse, was statistisch aber nicht signifikant war. Es gab insgesamt 28 % weniger Herzinfarkte und 50 % weniger tödliche Herzinfarkte. Bei Krebstod und Schlaganfall lagen beide Gruppen etwa gleichauf. Ebenso bei allen Todesfällen zusammen.

Die Schlussfolgerung der Autoren lautet, dass Omega-3-Fettsäuren weder vor kardiovaskulären Ereignissen noch vor Krebs schützen.

Nützen Omega-3-Fettsäuren also nichts?

Dr. Schmiedel, der bereits zahlreiche Patienten mit Omega-3-Fettsäuren behandelt hat, hat sich mit der Studie und ihren Erkenntnissen intensiv beschäftigt. Seine Analyse zeigt, dass nicht nur Studienergebnisse relevant sind. Auch wie eine Studie aufgebaut und durchgeführt wird, muss Beachtung finden.

Folgende Punkte können die Wirkung von Omega 3 in der Studie beeinflusst haben:

Indiz 1: Die Dosis

Es wurde 1 g Fischöl gegeben, was 840 mg Omega-3-Fettsäuren entspricht. Für Dr. Schmiedel ist das eine geringe Dosis. Er selbst gibt seinen Patienten nur selten unter 2000 mg am Tag.

Indiz 2: Das Verhältnis der Fettsäuren

Koronare Herzkrankheiten haben mit Entzündungen zu tun. Eicosapentaensäure (EPA) wirkt gegen Entzündungen besser als Docosahexaensäure (DHA). Dr. Schmiedel hätte für die Studie ein EPA-lastiges Fischöl wie z.B. Sardinenöl bevorzugt.

Indiz 3: Künstliches Fischöl

In der Studie wurde kein natürliches, sondern künstlich aufbereitetes Fischöl eingesetzt. Dr. Schmiedel erklärt:

“Normalerweise weist Fischöl einen Omega-3-Anteil von etwa 30 % auf, das eingesetzte Präparat hingegen über 80 %. Wie geht das? Die natürlichen Fette (Triglyceride) werden in Glycerin und drei Fettsäuren zerschlagen. Dann werden aus dieser Fettsäuresuppe EPA und DHA herausgefischt und anschließend wieder mit Glycerin künstlich zusammengefügt. Dabei gehen viele natürliche Bestandteile des Fischöls verloren. Fischöl enthält normalerweise Dutzende verschiedenster Fettsäuren. Wir kennen nur von einem kleinen Teil die Wirkungen. Ob die entfernten Bestandteile vielleicht positive Auswirkungen haben, wissen wir gar nicht. Die entstehenden Fette enthalten zwei bis drei Omega-3-Fettsäuren, was so in der Natur überhaupt nicht vorkommt.“

Indiz 4: Einnahme der Präparate

In der Methodik der Studie wurde nicht beschrieben, wann und wie die Fischölkapseln eingenommen wurden. Studien haben gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren besser vom Körper aufgenommen werden, wenn das Fischöl mit einer fetthaltigen Mahlzeit eingenommen wird. Laut Dr. Schmiedel werden aber häufig in Studien Medikamente morgens eingenommen. Viele Menschen tendieren zu wenig oder keinem Fett in den Morgenstunden, zum Beispiel wenn das Frühstück aus Obstsalat besteht. Eine gute Studie sollte solche Aspekte beachten.

Indiz 5: Der Omega-3-Index

Bei mehreren tausend Studienteilnehmern wurde der Omega-3-Index gemessen. Dieser ist die Summe von EPA/DHA im Vergleich zur Gesamtmenge der Fettsäuren und wird häufig bei Studien mit Omega 3 und kardiovaskulären Ereignissen genutzt. Werte unter 4 % zeigen ein hohes Risiko für einen Herztod an, Werte zwischen 4 und 8 % bedeuten ein moderates Risiko und Werte über 8 % stehen für eine gute Prognose.

Bei den Teilnehmern der VITAL-Studie lag der Omega-3-Index zu Beginn durchschnittlich bei 2.7 %. Der Wert war sehr schlecht. Während der Therapie verbesserte sich der durchschnittliche Index auf 4.1 %, was aber weiterhin ein schlechter Wert ist.

„Wenn ich solche Werte bei meinen Patienten sehe, weiß ich, dass ich die Dosis noch einmal enorm erhöhen muss, um auch nur an die 8 % heranzukommen beziehungsweise diesen Wert zu übertreffen.”, schreibt Dr. Schmiedel in seinem Artikel.

Wie sind die Ergebnisse zu interpretieren?

Es gab insgesamt 8 % weniger kardiovaskuläre Ereignisse. Dr. Schmiedel findet, das sind keine schlechten Ergebnisse, wenn man berücksichtigt, dass nur eine geringe Dosis Omega-3-Fettsäuren eingesetzt wurde und sich der Omega-3-Index nur gering verbessert hat.

Bei genauerer Betrachtung der Ergebnisse wird erkennbar, dass es im Vergleich zur Placebo-Gruppe 28 % weniger Herzinfarkte, 50 % weniger tödliche Herzinfarkte und 17 % weniger neu aufgetretene koronare Herzerkrankungen gab. “Das ist aufgrund der geringen Fallzahlen alles nicht statistisch signifikant, aber es sind immerhin bemerkenswerte Tendenzen.

Besonders bei den Herzinfarkten: Etwa ein Viertel weniger Herzinfarkte, aber wenn doch ein Herzinfarkt eintritt, dann wird er viel öfter überlebt (nur halb so viel Infarkttode in der Omega-Gruppe).“, so Dr. Schmiedel.

Außerdem zeigte sich, dass Risikogruppen deutlich besser von einer Omega-3-Einnahme profitieren. Bei Diabetikern und dunkelhäutigen Menschen verminderte sich das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 26 %.

Was sagen die Autoren zu ihren Ergebnissen?

Am Ende der Studie, jedoch nicht im Abstract, diskutieren die Autoren selbst, dass die Dosis eventuell zu gering war. Eingesetzt wurden Dosen, die die American Heart Association (Amerikanische Herzgesellschaft) Patienten empfiehlt, die bereits an einer koronaren Herzerkrankung leiden.

Die Autoren räumen selbst ein, dass mindestens die doppelte Dosis Omega 3 für Präventionszwecke empfohlen wird. Eine wichtige Erkenntnis der Veröffentlichung für Dr. Schmiedel: “Diesem Statement kann ich mich nur voll und ganz anschließen – und frage mich schon verwundert, dass die Autoren selbst in den letzten Sätzen ihrer umfangreichen Publikation zugeben, dass die Studie eigentlich von vornherein ganz falsch angelegt war!”

Fazit – Die Ergebnisse der VITAL-Studie

Wer sich genauer mit der Studie beschäftigt und die Veröffentlichung bis zum Ende liest – und nicht nur den Abstract – der entdeckt zahlreiche aussagekräftige Hinweise, dass Omega-3-Fettsäuren in der Prävention wirken. Zwar sind die Effekte aufgrund der geringen Dosierung nur klein, aber sie sind in der VITAL-Studie definitive nachweisbar.

Dr. Schmiedel wird sich demnächst auch zu den Vitamin-D-Ergebnissen der VITAL-Studie äußern.

Zur Studie gelangen Sie über folgenden Link: VITAL-Studie

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