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Integrative Medizin – Die Zukunft des Medizinsystems (?)

Integrative Medizin 2

Geschrieben von:

Martin Auerswald, M.Sc.

Medizinisch überprüft von:

Inhaltsüberblick

Zuletzt aktualisiert am 25. Juni 2019 um 12:20

Was ist integrative Medizin?

Das medizinische System in Deutschland ist durch und durch schulmedizinisch geprägt. Die Schulmedizin arbeitet hoch-wissenschaftlich und evidenzbasiert was bedeutet, dass ein Arzt nur Behandlungen vorschlagen darf, wenn sie evidenzbasiert ist, also die Wirksamkeit der Behandlung durch ausreichende Studien und klinische Erfahrung belegt werden kann.

Die Schulmedizin (konventionelle Medizin) rettet jeden Tag Leben und ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Lebenserwartung in 150 Jahren von 30 Jahren auf heute 80 Jahre gestiegen ist. Besonders bei akuten Gesundheitsproblemen wie Infektionen, chirurgischen Problemen wie Knochenbrüche oder Tumorerkrankungen ist die Schulmedizin aus dem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken.

Bei chronischen Gesundheitsproblemen gelangt die Schulmedizin jedoch schnell an ihre Grenzen: Es werden meist nur die Symptome von Erkrankungen gesehen und behandelt, nicht die Ursachen. Chronische Erkrankungen können nicht nur symptomatisch behandelt werden. Außerdem hat ein durchschnittlicher Arzt lediglich 7 Minuten Zeit für einen Patienten; für eine ausführliche Anamnese und individuelle Therapie ist mehr Zeit nötig.

Die klassische Schulmedizin allein ist somit keine effektive Behandlungsmethode bei chronischen Erkrankungen. Das sieht man besonders daran, dass chronische Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Autoimmunerkrankungen seit Jahren stark zunehmen1-3.

Die integrative Medizin nimmt all die Klasse und Effizienz der Schulmedizin (akute Gesundheitsprobleme; Symptomunterdrückung bei chronischen Gesundheitsproblemen) und kombiniert sie mit komplementärmedizinischen Methoden: Ernährungstherapie, Psychosomatik, Psychotherapie, Schlaftherapie, Sport, Orthomolekular Medizin, Naturheilkunde, TCM, Ayurveda, …

Komplementärmedizinischen Methoden fehlt es meist an Evidenz, jedoch liegen hier teils jahrtausendealte Richtlinien und Erfahrungswerte vor. Außerdem können komplementärmedizinische Methoden die Ursachen von chronischen Erkrankungen häufig besser behandeln und weisen in der Praxis häufig eine deutlich bessere Heilungsrate auf als bei einer rein schulmedizinischen Behandlung.

Das Ziel der integrativen Medizin, Schulmedizin und Komplementärmedizin miteinander zu verheiraten, erscheint daher als ein logischer Schritt, um das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln und chronische Erkrankungen besser behandeln zu können.

Was ist funktionelle Medizin?

Funktionelle Medizin beschreibt eine Weiterbildung für Ärzte, um die Ursachen chronischer Erkrankungen besser verstehen und behandeln zu können. Ist diese Weiterbildung abgeschlossen und verfügen die Ärzte nunmehr eine schulmedizinische und funktionelle Ausbildung, können Sie sich als integrative Mediziner verstehen.

Viele chronische Erkrankungen sind schulmedizinisch nicht heilbar – Komplementär jedoch schon

Eine ganze Reihe chronischer Erkrankungen ist nach schulmedizinischer Sicht nicht heilbar. Dabei wird gerne vergessen, dass die Schulmedizin nur eine Behandlungsweise von Patienten ist und, dass es noch alternative Behandlungsmethoden gibt.

Alternative Behandlungsmethoden, die unter „Komplementärmedizin“ oder „Alternativmedizin“ zusammengefasst werden, verfügen sehr oft über Behandlungsmethoden und entsprechende Erfolge, um Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Osteoporose, Bluthochdruck und so manche Autoimmunerkrankung erfolgreich zu behandeln und zu heilen.

Kommentar: Der Begriff Alternativmedizin ist etwas unglücklich, da sich die Komplementärmedizin/Alternativmedizin als Ergänzung zur Schulmedizin sieht, nicht als Alternative.

Ein sehr gutes Beispiel ist Typ 2 Diabetes: Nach schulmedizinischer Sicht gibt es hier keine Heilung, sondern nur „Diabetesmanagement“. Leichter bis moderater Diabetes wird mit Blutzuckersenkern behandelt, schwerer Diabetes mit Insulin. Mit einer Kombination aus Ernährung, Sport, Stressreduktion, Orthomolekularmedizin und Naturheilkunde konnte schon häufig gezeigt werden, dass Typ 2 Diabetes keine Sackgasse, sondern nur ein Zustand ist. Dieser Zustand kann behoben, sprich geheilt, werden.

Integrative Medizin – Die Zukunft (?)

Bei chronischen Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen, welche in Schüben auftreten, kann die Schulmedizin vorübergehend helfen. Sie kann mithilfe bestimmter Medikamente Entzündungen, Schmerzen, Schwellungen oder lebensbedrohliche Zustände erfolgreich eindämmen und bekämpfen. Es ist daher nicht ratsam, chronische Erkrankungen ganz ohne Schulmedizin anzugehen. Denn hier ist die schulmedizinische der komplementären Medizin überlegen.

Längerfristig ist die Schulmedizin jedoch bei so mancher Erkrankung keine gute Option und weist im Gegenteil durch Medikamente häufig zahlreiche Nebenwirkungen auf, die auf lange Sicht den Körper schädigen können. Die Komplementärmedizin ist nachhaltiger und längerfristiger gedacht und behebt die Ursachen von Erkrankungen anstatt nur die Symptome.

Aus diesem Grund ist integrative Medizin als Behandlungsweise für chronische Erkrankungen, wie sie heute an der Tagesordnung stehen, sehr zukunftsträchtig und effektiv und somit ein wichtiger Weg, chronische Erkrankungen einzudämmen und erfolgreich zu behandeln.

Aus aktueller Sicht nehmen chronische Erkrankungen so rasant zu, dass die Kosten für das Gesundheitssystem in etwa 20-30 Jahren nicht mehr tragbar sein werden. Es muss daher nach Alternativen oder Weiterentwicklungen wie der integrativen Medizin gesucht werden.

Integrative Medizin
Obwohl eine gesunde Ernährung nicht evidenzbasiert ist, so ist sie doch wichtig bei der Behandlung chronischer Erkrankungen. Denn diese haben in der Lebensführung ihre wichtigsten Ursachen.

Die Steine im Weg der integrativen Medizin

Da die Komplementärmedizin nicht immer evidenzbasiert ist und unser Medizinsystem rein evidenzbasiert arbeitet, kommt es hier zum Widerspruch, wenn sich integrative Medizin durchsetzen will. Das System muss offener werden, damit komplementärmedizinische Methoden, die (noch) nicht evidenzbasiert sind, einen Platz finden.

Es wird außerdem wichtig, dass sich Ärzte mehr Zeit für Patienten nehmen und nicht nur die durchschnittlichen 5-7 Minuten, die für eine ausreichende Diagnose und Behandlung nicht ausreichen. Die Abrechnung der Kassenärzte muss dafür umstrukturiert und die Arbeitszeit der Ärzte mehr honoriert werden.

Nur weil eine Behandlung nicht evidenzbasiert ist heißt das nicht, dass sie nicht wirkungsvoll ist. Eine gesunde Ernährung ist nicht evidenzbasiert, eine Kombination aus Mikronährstoffbehandlung, Stressreduktion und gesundem Schlaf bei Burnout ist ebenso wenig evidenzbasiert. Dennoch sind diese Methoden sehr effektiv und helfen Betroffenen sehr gut. Um die integrative Medizin hier entscheidend unterstützen zu können ist es wichtig, dass sich die medizinische Behandlung von rein evidenzbasiert distanziert und offener für komplementärmedizinische Behandlungsmethoden wird.

Außerdem benötigt dies viel Zeit. Ärzte müssen geschult, neue Strukturen geschaffen werden. Dieses Umdenken wird ein paar Jahre dauern.

Ein absoluter Lichtblick ist, dass bereits heute an renommierten Universitäten immer mehr Institute für Naturheilkunde und/oder Integrative Medizin gibt. Sogar an der Berliner Charité, dem vielleicht renommiertesten Klinikum Deutschland’s, gibt es ein Institut für Naturheilkunde. Die Erfolge in diesem Institut sind sehr vielversprechend, ein großes Problem bieten nach wie vor die Finanzierungsmöglichkeiten für klinische Studien und Behandlungen mit komplementärmedizinischem Ansatz.

Beispiele für komplementärmedizinische Behandlungen

Integrative Medizin ist die Verbindung aus Schulmedizin und Komplementärmedizin. Welche Behandlungsmethoden spielen in letzterer eine Rolle und könnten somit in das aktuelle Medizinsystem integriert werden?

Kommentar: Diese Methoden beziehen sich auf die Behandlung chronischer Erkrankungen, kein Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Ernährungstherapie
  • Orthomolekulare Medizin
  • Ayurvedische Medizin
  • Traditionell chinesische Medizin (TCM)
  • Psychosomatik
  • Schlaftherapie
  • Meditation
  • Yoga
  • Heilfasten
  • Sporttherapie
  • Kräutertherapie und weitere Methoden der Naturheilkunde

Auch diese Behandlungskonzepte müssen im medizinischen Alltag relevant werden. Eine gesunde Ernährung ist nicht evidenzbasiert, aber sehr wichtig für die Gesundheit. Ebenso z. B. Meditation und Yoga zur Stressreduktion oder Heilfasten bei chronischer Arthritis und multipler Sklerose.

Wenn sich die integrative Medizin stärker verbreitet, ist mit einer weitaus besseren Behandlung chronischer Erkrankungen, einer deutlich besseren Lebensqualität der Betroffenen und hoffentlich einem Rückgang der Betroffenenzahlen zu rechnen.

Wie ist Ihre Meinung zur Integrativen Medizin? Haben Sie weitere Fragen? Wir freuen uns sehr über Ihren Kommentar!

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[su_spoiler title=“Quellenverzeichnis“]

  1. van Oostrom SH, Gijsen R, Stirbu I, et al. Time Trends in Prevalence of Chronic Diseases and Multimorbidity Not Only due to Aging: Data from General Practices and Health SurveysPLoS One. 2016;11(8):e0160264. Published 2016 Aug 2. doi:10.1371/journal.pone.0160264
  2. Raghupathi W, Raghupathi V. An Empirical Study of Chronic Diseases in the United States: A Visual Analytics ApproachInt J Environ Res Public Health. 2018;15(3):431. Published 2018 Mar 1. doi:10.3390/ijerph15030431
  3. https://www.who.int/nutrition/topics/2_background/en/

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